Interaktionen des Erdkabelsystems SuedLink mit der Kabelumgebung – Bodenkundlich-Technische Aspekte
Motivation zur Buchveröffentlichung und Inhalt
Die Dimension des Gesamtvorhabens SuedLink stellt die Vorhabenträger TenneT TSO GmbH und TransnetBW GmbH vor neue Herausforderungen. Sie betreffen vor allem die Länge der Stromverbindung und die Querung von unterschiedlichen Naturräumen und Infrastrukturen. Diese Räume unterscheiden sich durch verschiedene Ausprägungen in Geologie, Boden, Nutzungs- und Wasserverhältnissen und berühren ganz unmittelbar die Interessen der Flächeneigentümer und -nutzer aus den Bereichen Landwirtschaft, Forstwirtschaft, Ökologie und Naturschutz sowie Verkehrs- und Wegebau.
Die Vielzahl der örtlich bedingten Unterschiede und Interessenslagen beim Bau des SuedLinks hat zur Folge, dass allgemeingültige Aussagen basierend auf bisherigen Erfahrungen nur bedingt möglich sind. Dies führt zu breiter Kritik, vornehmlich von land- und forstwirtschaftlichen Behörden und Verbandsvertretern, die ihre ortsbezogenen Belange bzgl. Bodenschutz, Nutzungsauswirkungen und -einschränkungen nicht ausreichend berücksichtigt sehen.
Aus diesen Gründen haben seit Beginn der Planung für das HGÜ-Erdkabelvorhaben SuedLink die TenneT TSO GmbH und die TransnetBW GmbH den Kontakt zu renommierten Wissenschaftlern gesucht, um den wissenschaftlichen Ansprüchen und Herausforderungen für den Bau des SuedLinks gerecht zu werden.
In diesem Buchprojekt werden verschiedene Studien vorgestellt, die sich hauptsächlich mit Bodenfunktionen und deren Auswirkungen auf den Wärmehaushalt des Bodens in der Erdkabelumgebung beschäftigen. In der ersten Auflage wird zu Beginn ein technischer Überblick zum Einbau von erdverlegten HGÜ-Kabeln gegeben und in den weiteren Kapiteln werden hydraulische Einflüsse und der Einfluss bestimmter Nutzpflanzen thematisiert. Außerdem wird die Thermische Bodenclusterung vorgestellt, mit deren Hilfe physikalische Bodeneigenschaften und klimatische Bedingungen für das komplette Untersuchungsgebiet des Erdkabelvorhabens SuedLink georeferenziert betrachtet werden können.
Damit können Ansätze und Antworten bezüglich verschiedener bodenkundlicher Fragestellungen zu den Interaktionen des Erdkabelsystems SuedLink mit der Kabelumgebung aufgezeigt werden. In den folgenden Auflagen dieser Studiensammlung sollen weitere in diesem Kontext durchgeführte Studien vorgestellt werden, um so einen umfassenderen Einblick in das System Boden mit HGÜ-Erdkabel zu leisten.
Dr. Elisabeth Benecke
ist seit 2016 als Referentin für Beteiligung des Teilprojekts Kommunikation im Gesamtvorhaben SuedLink der TenneT TSO GmbH vor allem verantwortlich für die Fachthemen Bodenschutz und Landnutzungsbelange. Nach ihrem Studium der Geografie, Wirtschaft und der Internationalen Politik (University of Plymouth, UK; FU-Berlin und Universität Potsdam) forschte und promovierte sie zu internationaler Energie- und Klimapolitik (Schwerpunkt Technologietransfer im Bereich erneuerbarer Energien und EU-ETS) an der Universität Potsdam. Sie war in diesem Themenbereich unter anderem als Referentin für die Heinrich-Böll-Stiftung, die Verbraucherzentrale Hessen sowie Kommunikationsagenturen tätig.
Dr. David Bertermann
ist Leiter der Arbeitsgruppe oberflächennahe Geothermie am Lehrstuhl für Geologie / Geozentrum Nordbayern der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Sein Fokus liegt auf bodenkundlichen Fragestellungen zum nachhaltigen Hochwasserschutz und Wärmetransportprozessen bei oberflächennahen Geothermiesystemen und Erdkabeln. Er hat in zahlreichen nationalen und internationalen Forschungsprojekten projektverantwortlich mitgewirkt. Unter anderem war er Koordinator des EU-Projektes ThermoMap (ICT-PSP – FP7), welches zum Ziel hatte, europaweit GIS-basierte Potentialkarten für die Abschätzung des oberflächennahen Geothermischen Potentials zu erstellen und zu visualisieren.
Christoph Drefke
leitete als wissenschaftlicher Mitarbeiter der Technischen Universität Darmstadt mehrere Forschungsprojekte zur Untersuchung des gekoppelten Wärme- und Stofftransports um Kabel, zur Entwicklung geeigneter Bettungsmaterialien für den Kabeltrassenbau sowie zur Entwicklung von Messgeräten zur Bestimmung thermischer und hydraulischer Kennwerte von Bettungsmaterialien und Böden. Im Rahmen dieser Projekte betreute Herr Drefke u.a. den Bau sowie die Untersuchungen eines realmaßstäblichen Feldversuchs sowie mehrere Laborversuchen im Technikums-Maßstab zur Untersuchung der gekoppelten thermischen und hydraulischen Wechselwirkungen von Kabeln auf verschiedene Bodenarten und deren physikalische Beschreibung in numerischen Modellen. Seit 2019 arbeitet Herr Drefke bei der TransnetBW GmbH, verantwortlich für die Themen des Wärmetransports und des Bettungsmaterials im Projekt SuedLink.
Hans Schwarz
ist wissenschaftlicher Mitarbeiter der Arbeitsgruppe Oberflächennahe Geothermie am geologischen Institut der FAU Erlangen-Nürnberg und beschäftigt sich seit 2014 im Rahmen von Forschungs- und Industrieprojekten mit ingenieurgeologischen und boden- bzw. geophysikalischen Parametern in Bezug auf Systeme der oberflächennahen Geothermie. Seit 2017 ist er für verschiedene Netzbetreiber als Berater und in der Projektdurchführung (u.a. im Rahmen der Thermischen Bodenclusterung) für den Aspekt Bodenkunde im Bereich von erdverlegten Hochspannungs-Übertragungsleitungen tätig.
Dr. Johannes Stegner
arbeitet seit mehr als 10 Jahren an den Wechselwirkungen erdverlegter Infrastrukturen mit Ihrer Umgebung. Er leitete zahlreiche Forschungsprojekte an der Technischen Universität Darmstadt und für Netzbetreiber. Er wurde für diese Arbeiten an der Exzellenz-Graduiertenschule für Energiewissenschaft und Energietechnik der Deutschen Forschungsgemeinschaft promoviert. Für die Übertragung der Forschungsergebnisse in die Praxis erhielt er zahlreiche Wissenschafts- und Industriepreise. Er ist (Co-)Autor von mehr als 50 wissenschaftlichen Veröffentlichungen und Patenten. Seit 2017 ist er für dieses Thema bei der TenneT TSO GmbH im Erdkabelvorhaben SuedLink verantwortlich und berät dabei auch über die Projekte und das Unternehmen hinaus.
Prof. Dr. Gerd Wessolek
arbeitet seit dreißig Jahren auf den Gebieten des Wasser-, Energie-, Gas- und Stofftransports in Böden. Neben seiner Tätigkeit als Professor für Standortkunde und Bodenschutz an der TU-Berlin bis 2018, beriet Herr Wessolek die Oberlandesgerichte in Berlin und Brandenburg bei größeren Umweltkonflikten als vereidigter Sachverständiger. Seit mehr als zehn Jahren ist Herr Wessolek beratend im Netzausbau tätig, u.a. für die TenneT TSO GmbH. Er ist Autor bzw. Co-Autor zahlreicher Lehr- und Fachbücher und an mehr als 250 wissenschaftlichen Veröffentlichungen und Umweltstudien beteiligt. In der Deutschen Bodenkundlichen Gesellschaft (DBG) leitete er den Arbeitskreis „Bodenphysikalische Kennwerte“ und war Vorsitzender der Kommissionen „Bodentechnologie“ und „Boden in Bildung und Gesellschaft“.